Wer sich dem Neckarelzer Tempelhaus über die Brücke nähert, wird von vier imposanten Statuen begrüßt. Sie erheben sich auf mächtigen Sandsteinsockeln, die auf der Umfassungsmauer des Vorplatzes stehen. Es sind dies von Westen (vom Neckar her) nach Osten: der hl. Johannes Nepomuk, die hl. Maria, der hl. Joseph und der hl. Georg.
Ganz links (Richtung Neckar) erhebt sich der hl. Johannes Nepomuk. Er lebte im 14. Jahrhundert in Böhmen und wurde 1393 in Prag gefoltert und in der Moldau ertränkt. Gern wird er als Brückenheiliger dargestellt, oft mit einem Kreuz in der Hand wie auch bei der Statue vor dem Tempelhaus. Leider ist die Inschrift auf dem Sockel seit der letzten Instandsetzung 1984 durch die Verwitterung fast völlig zerstört und dadurch nicht mehr lesbar.
Georg, der Drachentöter steht ganz rechts zum Burggraben hin. Sein Sockel gleicht zwar den übrigen drei, doch ist die Figur im Unterschied zu den anderen nicht aus grün-gelbem Schilfsandstein sondern aus rotem Sandstein gefertigt. Vermutlich wurde eine Vorgängerstatue in späterer Zeit ersetzt. Leider fehlt der Speer in seiner hoch erhobenen rechten Hand, mit dem er den Drachen zu seinen Füßen tötet. Auf einer Darstellung von Philibert de Graimberg (vermutlich 1870) ist der Speer noch deutlich zu erkennen. Auf dem Sockel finden wir folgende Inschrift:
S. GEORGI
DEFENDE TIBI DEVOTOS
NUNC
ET
IN HORA MORTIS
Übersetzt lautet sie: Heiliger Georg, beschütze deine Getreuen jetzt und in der Stunde des Todes.
Links von der Brücke ist Maria als typische Immaculata (lat. die Unbefleckte) dargestellt. Die Lehre von der unbefleckten Empfängnis besagt, dass Maria als künftige Mutter Jesu frei vom Makel der Erbsünde empfangen wurde. Die typische künstlerische Darstellungsform einer Maria Immaculata ist auch hier zu finden: Maria steht mit einem Fuß auf dem Kopf der Schlange, dem biblischen Symbol für die Sünde, und hat diese damit sinnbildlich besiegt. Die Schlange wiederum windet sich um eine Weltkugel. Außerdem trägt Maria in ihrer linken Hand eine Taube, das Symbol des Hl. Geistes. Die Sockelinschrift ist heute durch die Witterung kaum zu entziffern und eine Übersetzung liegt mir leider nicht vor.
Die Statue des hl. Joseph erhebt sich rechts der Brücke. Auch er steht auf einer Weltkugel. Interessant ist vor allem die lateinische Inschrift auf dem Sockel:
DEIPARAE VIRGINIS
SPONSE VIRGO S. IOSEPH
ORA PRO NOBIS
VT
AGNO VIRGINI CHRISTO
VIRGINES ASSOCIEMVR
IN TERRIS ATQVE ASTRIS
Zu Deutsch:
Der jungfräulichen Gottesgebärerin jungfräulicher Bräutigam, heiliger Joseph, bitte für uns, damit dem jungfräulichen Lamme Christus wir als jungfräuliche Menschen beigesellt werden auf Erden und im Himmel. (Übersetzung nach Pfr. Rudolf Schönit)
Auffällig sind die größer geschriebenen Buchstaben, die im Lateinischen Zahlenwerte haben. Addiert man alle Zahlen, erhält man das Jahr der Herstellung oder Aufstellung der Statue. Ein solches Chronogramm war besonders in der Barockzeit sehr beliebt. In unserem Fall ergibt sich folgende Rechnung:
M | = | 1000 |
D | = | 500 |
CC | = | 200 |
VVVVVVV | = | 35 |
IIIII IIIII IIIII II | = | 17 |
Die Summe beträgt 1752, somit stammen sicher die Statuen des Joseph und mit großer Wahrscheinlichkeit auch der Maria und des Johannes Nepomuk aus diesem Jahr. Man nimmt an, dass die Statuen ein Geschenk des Pfälzer Kurfürsten Carl Theodor waren, der von 1742 bis 1799 regierte.