RNZ vom 11.06.2001

Restaurierung im Tempelhaus

Die umfangreichen Arbeiten erfordern einen Kapitalaufwand von 600 000 DM

Neckarelz. Wer in diesen Wochen am Tempelhaus vorbeikommt, dem bietet sich ein ungewohnter Anblick: Am Chor und am Glockenturm erheben sich gewaltige Gerüste. Sollte jemand einen Blick ins Innere werfen, so siebt er auch hier nur Gerüste, Staub und Abdeckplanen. Seit Februar sind das ganze bewegliche Mobiliar und die Kunstwerke ausgeräumt und alle Gottesdienste in die Marienkirche verlegt. Dies alles zeigt: es wird gründlich im und am Tempelhaus gearbeitet, um die Kirche wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Schließlich ist die letzte Sanierung schon 36 Jahre her (1965 beendet). In dieser Zeit haben Putz, Wandfarben und die Inneneinrichtung deutlich gelitten, was oft erst bei genauerer Untersuchung auffällt. Daher war eine umfassende Konservierung und Restaurierung unumgänglich.

Eingerüstetes Tempelhaus. Foto: Bittler Einige Beispiele für solche Arbeiten sind: Sanierung von Mauerrissen, Sicherung der Nordwand durch Spannanker, Sanierung von Stützpfeilern, Reinigen und Lasieren der Kanzel und anderer Holzteile, Restaurieren der Freskomalerei des III. Clrristopherus aus dem 14. Jahrhundert.

Selbstverständlich werden auch das ehe-malige Altersgemälde mit der Darstellung der Himmelfahrt Mariens, die barocke Madonna und die anderen Skulpturen fachmännisch konserviert. Eine besondere Überraschung - besonders für die Älteren unter uns - wird das Wiedersehen mit dem restaurierten Georgsaltar darstellen. Er ist der einzige (wenigstens teilweise) erhaltene Altar aus dem Tempelhaus vor 1965. Nur wenige können sich noch an ihn erinnern. Sein Platz war im Chorraum rechts vor dem hl. Christopherus (der damals natürlich noch übermalt war). Daneben gab es fünf weitere Altäre: ein neugotischer Hochaltar, ein Marienaltar links bei der Kanzel, ein Josefsaltar rechts sowie je ein Altar in der Unterkirche und in der Kapitelstube.

Die Freude darüber, dass das ehrwürdige Tempelhaus wieder in „alter/neuer Schönheit“ strahlen soll, wird etwas getrübt durch die immensen Kosten, die von der Pfarrgemeinde getragen werden müssen. Es ist allgemein bekannt, dass historische Gebäude sehr teuer im Unterhalt sind, besonders durch die Auflagen der Denkmalschutzbehörde. Die veranschlagten Gesamtkosten betragen 600 000 DM, von denen nur ein Teil durch Zuschüsse gedeckt ist. Man darf nicht vergessen, dass die Pfarrgemeinde nicht nur für das Tempelhaus sorgen muss, sondern in den letzten Jahren gewaltige Summen für das Ökumenische Zentrum, die Renovierung der Marienkirche und die Modernisierung des Gemeindezentrums aufbringen musste und heute noch muss.

Um die Pfarrgemeinde in ihrem finanziellen Engagement für das Tempelhaus zu unterstützen, hat sich vor kurzem ein „Förderverein zum Erhalt des Tempelhauses Neckarelz“ gebildet, mit dem Zweck, einen finanziellen Beitrag zu allen notwendigen Maßnahmen zur Unterhaltung zur Unterhaltung dieses Gebäudes zu leisten.

Im Rahmen des Gemeindefestes, das die Pfarrgemeinde St. Maria Neckarelz / Diedesheim traditionell am Fronleichnamsfest im Burggraben feiert, wird der Förderverein zum Erhalt des Tempelhauses auf seine Aktivitäten aufmerksam machen.

Zu diesem Gemeindefest, das um 14 Uhr bei hoffentlich schönem Wetter im Burggraben beginnt, sind alle eingeladen.

 

Neckarelzer Tempelhaus erstrahlt in neuem Glanz

Sanierung nach sechs Monaten abgeschlossen - Kosten von 600000 DM

Neckarelz (bj) Mit einem Festgottesdienst feierte die katholische Pfarrgemeinde St. Maria Neckarelz / Diedesheirn das Patrozinium des Tempelhauses, das nach rund sechsmonatiger Sanierung und Renovierung in neuem Glanz erstrahlt.

Vor Beginn des Gottesdienstes erläuterte Pfarrgemeinderatsvorsitzender Josef Bittler die Maßnahmen. Bei der Sanierung sei es zunächst um die statische Sicherung des Gebäudes gegangen. Im Bereich der Triumphbogenwand und des Chorraums wurden Risse, die durch das gesamte meter-dicke Mauerwerk gingen, saniert und die Nordwand durch Einbringung von Spannankern gesichert. Bei der Innenrenovation nahmen die Restaurierungsarbeiten den größten Platz ein. Bei der Untersuchung des Chorraums wurden vom Restaurator mehrere Fassungen festgestellt und dokumentiert. Nach langwierigen Diskussionen einigte man sich schließlich auf die Aufmalung der ersten feststellbaren Fassung des Chorraumes.

Im Kirchenschiff wurden ebenfalls die Wände restauriert, der Fußboden wurde abgeschliffen, die Fenster wurden überprüft, fehlende Glas- und Bleiteile wurden ergänzt. Im Emporenbereich und im Kirchenschiff wurden bestehende Leuchten verstärkt und teilweise ergänzt. Gleichzeitig war eine umfangreiche Elektroinstallation notwendig. Die Kirchenheizung wurde durch eine voll elektronische Aufheizautomatik ergänzt, so dass sie jetzt den Anforderungen der Denkmalpflege entspricht.

Anschließend dankte Bittler allen, die bei der Sanierung und Restaurierung des Tempelhauses beteiligt waren: den Mitarbeitern des Architekturbüros Huber sowie allen Handwerkern und Restauratoren, den Mitarbeitern des Erzbischöflichen Ordinariats und Bauamtes sowie des Landesdenkmalamts, die mit großer Sachkenntnis und viel Verständnis die Arbeiten begleitet und unterstützt und durch ihre Zuschüsse die Sanierung überhaupt erst möglich gemacht haben. Man sei ebenfalls sehr dankbar, dass auch die Stadt Mosbach einen Finanzierungszuschuss zugesagt hat.

Restaurierter Chor Die Mitglieder des Bauausschusses und des Stiftungsrates waren in den letzten Monaten sehr oft gefordert. In vielen Sitzungen und Besprechungen vor Ort brachten sie ihren Sachverstand ein und mussten Entscheidungen über den weiteren Fortgang der Renovierungsarbeiten treffen. Besonders herzlich dankte der Pfarrgemeinderatsvorsitzende den Männern, die in tagelanger Arbeit unter schwersten Bedingungen den Dachstuhl des Tempelhauses und der Sakristei von umfangreichem Schutt befreiten, damit die Holzkonstruktion des Dachstuhls überprüft werden konnte.

Auch den Frauen und Männern, die in den letzten Wochen und Tagen Bänke und Stühle geputzt, alles gereinigt und das Tempelhaus wieder so eingerichtet haben, dass es zum Patrozinium wieder eröffnet werden konnte, galt Dank.

Einige Maßnahmen sind jetzt abgeschlossen, manche Arbeiten werden sich noch anschließen, so die Sanierung des Treppenturms, Sanierungsarbeiten in der Krypta, die Abdichtung des Hofbereichs und der Brücke. Die Außenfassade konnte nur im Bereich des Turmes und des Westgiebels restauriert werden. Die anderen Außenwände werden noch einige Zeit in ihrem derzeitigen Zustand verbleiben müssen.

Die fehlenden Gemälde befinden sich noch beim Restaurator und werden in den nächsten Wochen wieder an ihren alten Platz zurückgebracht. Nach Abschluss aller Arbeiten ergibt sich ein Summe von rd. 600000 DM, die für die Erhaltung des Tempelhauses aufgebracht wurden. Bittler betonte, dass dieses Projekt nur dank der großen Spendenbereitschaft der Gemeinde realisiert werden konnte. Durch die speziellen monatlichen Kollekten sei der Grundstock für die notwendigen Eigenmittel gelegt worden.

Zum Schluss seiner Ausführungen dankte Pfarrgemeinderatsvorsitzender Bittler dem „Jungpensionär“ Pfarrer i.R. Leonhard Müller, der mit großem Elan und Mut die Restaurierung des Tempelhauses betrieben habe. Es sei daher eine besondere Freude, dass er an diesem Tag wieder nach Neckarelz gekommen sei, um mit einem Festgottesdienst Patrozinium und Wiedereröffnung des Tempelhauses mit seiner Gemeinde zu feiern.

 
Der Innenraum um 1927
Chorraum 1927
(Postkarte von 1927)

Das Tempelhaus in Neckarelz
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